Objekt des Monats April
„Alles verstaatlicht!“, so lautet landläufig die Überzeugung beim Thema Wirtschaft im Sozialismus.
Wenig bekannt ist, dass 1989 immerhin noch 11 Prozent der Handelstreibenden in der DDR Privatbetriebe waren. Bis Mai 1979 führten Brigitta und Werner Murst eigene Lebensmittel- und Feinkostläden in Lichtenberg. Von ihren Eltern Reinhold und Margarethe Böhm erbte Brigitta Murst das Geschäft in der Kaskelstraße 23, wo sie bis 1945 ihre Ausbildung absolviert hatte. Später zog das Geschäft in den Eckladen zur Kernhofer Straße 2 und vergrößerte sich damit. Die Arbeit war nicht einfach. Morgens zwischen um 3 Uhr und 4 Uhr musste die Milch in Empfang genommen werden. Sie wurde für die Kunden in Milchkannen „ausgelitert“. Später bezogen die Mursts einen Feinkostladen in der Weitlingstraße und nannten ihn „Mokka-Perle“. Geschäftsführerin war jeweils Brigitta Murst, die als private Geschäftsfrau 1969 sogar als Aktivistin der sozialistischen Arbeit geehrt wurde. Durch all die Jahre war zum Schneiden der Wurst ein großes Messer verwendet worden, dessen Klinge durch das fortwährende Wetzen einen Großteil ihrer ursprünglichen Länge eingebüßt hat. Messer und Messerschärfer gelangten erst im März 2019 durch eine freundliche Schenkung der Tochter der Mursts in den Besitz des Museums.
Foto: Museum Lichtenberg