Freitag, 20. März 2009 – Freitag, 22. Mai 2009
Wegen der großen Nachfrage wird die Ausstellung noch
bis Freitag, 05. Juni 2009, verlängert.
Ausstellung – Fotografie – Originalton – Film
von Peter Badel . Holger Herschel . Karl Karau
Ausstellungseröffnung: Freitag, 20. März, 17 Uhr
Abriss, Um- und Neubau auf dem Gelände des ehemaligen größten Industriekohlenherstellers Osteuropas, gegründet als Siemens-Plania, des späteren VEB Elektrokohle Lichtenberg und heutigen Dong Xuan Centers.
Die Ausstellung visualisiert den Übergang von der Arbeit in der Industriegesellschaft vor 1989 zur Beschäftigung in der Dienstleistungsgesellschaft nach 1989, der Arbeiterinnen und Arbeiter, wie wir sie kennen, nutzlos macht. All das gibt es nicht mehr, und niemand erinnert sich mehr daran, will sich nicht gern daran erinnern. Ein Gegenwartsprozess, der in seiner Anziehungskraft und Sprunghaftigkeit in dieser Ausstellung in der Verbindung von Kunst, Dokument und Alltagskultur erfahrbar wird mit traditioneller analoger Film- und Fototechnik sowie mit digitaler Video- und Tontechnik.
Nach dem Mauerfall in Berlin kam es gleich Anfang der 1990er Jahre auf dem Gelände des VEB Elektrokohle Lichtenberg (EKL), Herzbergstraße 128-139, zu ersten Abrissarbeiten an Gebäuden und Industrieanlagen. Mit Einstellung der Produktion 1997 wurde die Beräumung des Areals zur Ansiedlung mittelständischer Firmen und Betriebe vorangetrieben. Der Fotograf Holger Herschel und der Kameramann Peter Badel unternahmen Erkundungen vor Ort. Seit 2005 ist auf dem südlichen Teil der Betriebsfläche ein asiatisches Handelszentrum entstanden, das in vier Großmarkthallen auf ca. 90 000 qm neues Leben in die Industriebrache brachte.
Unter diesen Eindrücken traten die beiden Dokumentaristen an das Museum Lichtenberg heran. Dort wurden sie in ihrem Vorhaben bestärkt, ein (Ausstellungs-)Projekt zur Geschichte und Gegenwart des Standortes vorzubereiten. Sie begannen, mit Kameras und Mikrofon die Gegenwart und Historie des Ost-Berliner Betriebs zu dokumentieren. — Fotoserien und dokumentarische Filmsequenzen, 0-Töne von Menschen und Situationen wurden hergestellt. — In Interviews erzählen Akteure von ihrem Alltag und vom Wandel einer Industrie. — Als besonderer Glücksfall der Recherche erweist sich ein Interview mit Erika Garbe, der Witwe des Ofenmaurers Hans Garbe, der 1950 Neuerer aus eigenem Antrieb war. Er avancierte in der DDR zum Aktivisten und «Held der Arbeit», wurde von Partei und Gewerkschaft als Funktionär eingesetzt und inspirierte verschiedene Autoren, darunter Bertolt Brecht und Heiner Müller. — Die Rechercheure erhielten Zugang zu historischen und persönlichen Dokumenten aus dem Nachlass Garbes. Das Material wird in Auszügen in der Ausstellung vorgestellt und kann neben dem jüngsten Film- und Bildmaterial von Peter Badel und Holger Herschel als ein wesentlicher Bestandteil der vorliegenden «Dokucollage» des Lichtenberger Standortes betrachtet werden.
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