Person des Monats April

Max Beer – Publizist und Wissenschaftler

10. August 1864 - 30. April 1943

Moshe (auch Mosheh) Beer wurde am 10. August 1864 als Sohn jüdischer Eltern in Tarnobrzeg, in Galizien, geboren. Max Beer war ein guter Schüler, mit guten Leistungen, besonders in gesellschaftskundlichen Fächern. 1879, mit 15 Jahren, beendete er die Schule. Als er im Frühjahr 1892 den Ort verließ, suchte er gezielt Kontakte mit führenden Vertretern der Sozialdemokratischen Partei. In Berlin knüpfte er Kontakte zu Franz Mehring, Rosa Luxemburg und Wilhelm Liebknecht. Sie schlugen ihm vor, nach Magdeburg zu gehen, um als stellvertretender Herausgeber der sozialdemokratischen Tageszeitung „Volksstimme“ zu arbeiten. Dort wurde er wegen „Beleidigung der Polizei, der Armee, der Orts- sowie Zentralregierung“ angeklagt. Nach vierzehnmonatiger Haft entschloss er sich, Deutschland zu verlassen, weil ihm nach Wiederaufnahme seiner Arbeit bei der „Volksstimme“ die Ausweisung aus Preußen drohte. Es folgten vielfältige Tätigkeiten in den USA und Frankreich. London wurde jedoch zu seinem Wohnsitz.

Max Beer wird als „Linksintelektueller“ bzw. Sozialistische Intellektueller“ eingestuft. Eine Parteizugehörigkeit ist aus den vorliegenden Quellen nicht eindeutig nachzuweisen. Ein kurzer Vermerk deutet auf eine Mitgliedschaft in der SPD aus dem Jahr 1892 hin, ein ebenso knapper Vermerk auf seine Mitgliedschaft in der KPD.

Max Beer wurde besonders durch seine journalistische Tätigkeit und durch zahlreiche Publikationen bekannt. Er arbeitete u.a. als Londoner Korrespondent für die sozialdemokratische Zeitung „Vorwärts“ (1901-1911) und für die Wochenzeitschrift „Die Glocke“ (1919-1921). In seiner Funktion als Redakteur ließ er unter anderem auch Erich Ollenhauer, Theodor Heuss und Ernst Reuter zu Wort kommen. Auch für Tageszeitungen wie z.B. die „Times“ war er tätig.

Seine Veröffentlichungen beziehen sich konsequent auf politische, soziale und ökonomische Fragen der Zeit, vorrangig handelt es sich um gesellschaftskritische Untersuchungen und um sozialistisch bzw. sozialreformistisch ausgerichtete Abhandlungen. Beer stand den Ideen des Marxismus aufgeschlossen gegenüber. Er verfasste eine Vielzahl von Publikationen. Zu den bekanntesten Werken zählt die „Allgemeine Geschichte des Sozialismus und der sozialen Kämpfe“ in fünf Bänden (1921-23).

Die meisten seiner Forschungsarbeiten und Schriften sind nie publiziert worden, einige wenige erschienen in der Seligman-Ausgabe der Enzyklopädie der Gesellschaftswissenschaften. Ein Grund dafür war der wachsende Einfluss der NSDAP in Deutschland. Die Machtübernahme der Nazis im Januar 1933 bedeutete für Max Beer, wie für alle deutschen Juden, dass sein bisheriges Leben und das seiner Familie völlig aus der Bahn geworfen wurden. Er verließ Deutschland und ging erneut nach Großbritannien, wo er durch seine Arbeit und seinen dortigen früheren Aufenthalt immer noch gute Kontakte hatte. Seine Ehefrau und die Tochter Dorothea Marion blieben in Deutschland, die Ehe wurde später geschieden. Die anderen Kinder der Familie, mit Ausnahme der Tochter Hetty, die nach Palästina auswanderte, folgten dem Vater nach London. Max Beer wurde 1939 britischer Staatsbürger. In den letzten Jahren seines Lebens litt er unter einem sich ständig verschlechternden Gesundheitszustand.

Am 30. April 1943 verstarb Max Beer im Haus seines Sohnes Wilfried in London. Seine Urne befindet sich mit einer Gedenktafel auf dem jüdischen Friedhof in Golders Green/ London.

Zwischen 1915 und 1933 wohnte er mit seiner Ehefrau Gertrud Magdalena, geb. Zimmermann und ihren sechs Kindern in der Gundelfinger Straße 47 in Karlshorst.

 

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