Person des Monats Juli 2016

Margarete Steffin

*21. MĂ€rz 1908 in der Victoriastadt in Rummelsburg, heute Berlin; †4. Juni 1941 in Moskau

75. Todestag

Margarete Steffin zĂ€hlt zu den noch wenig beachteten deutschen Schauspielerinnen und Schriftstellerinnen. Bekannt wurde sie zunĂ€chst vor allem durch ihre Liebesbeziehung, viel spĂ€ter erst durch die Arbeitsbeziehung zu Berthold Brecht. Hartmut Reiber rĂŒckte das Bild von ihr in seinem 2008 erschienenen Buch „GrĂŒĂŸ den Brecht – Das Leben der Margarete Steffin“ zurecht.

Ihr Geburtshaus steht unweit des heutigen Museums Lichtenberg in der Geusenstraße 12. Ihre Eltern waren Johanna und August Steffin, er ein Kutscher, spĂ€ter Fabrik- und Bauarbeiter. Sehr frĂŒh fiel Margarte durch ihre ungewöhnliche Intelligenz und das Talent fĂŒr Literatur auf. Als SchĂŒlerin verfasste sie schon eine ErzĂ€hlung und ein TheaterstĂŒck. Als sie das Lyzeum besuchen wollte, untersagte der auf seinem proletarischen Stand beharrende Vater den Schulwechsel. So absolvierte sie eine Lehre als Kontoristin beim Globus-Verlag. Sich gegen den Willen Ihres Vaters behauptend, besuchte sie Abendkurse und Vorlesungen in denen sie Fremdsprachen und politisches Wissen erwarb. Zugleich engagierte sich in der Arbeiterkulturbewegung und trat z.B. in den so genannten „Roten Revuen“ auf. Bei Helene Weigel nahm sie dafĂŒr Unterricht in Sprechtechnik.

1931 lernte sie Bertold Brecht kennen, der sofort von ihr beeindruckt war. Fortan arbeitete sie auch als SekretĂ€rin am Theater am Schiffbauerdamm. In der UrauffĂŒhrung von „Die Mutter“ spielte sie 1932 ein DienstmĂ€dchen. Sehr schnell entwickelte sich zwischen ihr und Brecht eine Liebes-, aber auch eine intensive Arbeitsbeziehung. Margarete Steffins Erfahrungen im proletarischen Leben, ihre kĂŒnstlerische AusdrucksfĂ€higkeit und Sprachfertigkeit sowie das autodidaktisch erworbene Wissen in Literatur, Theaterpraxis und marxistischer Theorie trugen dazu bei. All das schlug sich in Brechts kĂŒnstlerischen Arbeiten wie den StĂŒcken „Die Mutter“ nach Maxim Gorki, „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ und im „Dreigroschenroman“ nieder. Brecht selbst nannte sie mitunter seine Co-Autorin, doch ist ihr Anteil am Brecht‘schen Werk, das kollektiv erarbeitet wurde, schwer nachzuvollziehen. Erst mit den 1990er Jahren begann sich die Erkenntnis ihrer kĂŒnstlerische EigenstĂ€ndigkeit durchzusetzen. Sie schrieb u.a. Gedichte, Kurzprosa und zwei Dramen fĂŒr Kinder, in denen sie ihre Erfahrungen im Arbeitermilieu wiedergab.

Von großem Wert war fĂŒr Brecht auch ihre ausgeprĂ€gte FĂ€higkeit, schnell und perfekt Fremdsprachen zu erwerben und anzuwenden, was ihm besonders im Exil zugute kam. Sie beherrschte Russisch, Englisch, Französisch, DĂ€nisch und Schwedisch. Ihre Kenntnisse in Norwegisch und Finnisch waren ebenfalls so gut ausgeprĂ€gt, dass sie fĂŒr Brechts Korrespondenz in den ExillĂ€ndern sehr hilfreich waren.

Margarete Steffin schmerzte, dass sich Brecht 1933 fĂŒr seine Frau Helene Weigel entschied und spĂ€ter Liebesbeziehungen zu weiteren Frauen einging. Auf der Flucht vor der NS-Diktatur ĂŒber DĂ€nemark, Schweden, Finnland und die Sowjetunion begleitete sie dennoch die „Großfamilie Brecht“. Die Weiterfahrt in die USA ĂŒber Wladiwostok im FrĂŒhjahr 1941 konnte sie aufgrund der Verschlechterung einer schon vor Jahren diagnostizierten Tuberkulose nicht mehr antreten. Sie verstarb am 4. Juni 1941 an den Folgen der Krankheit in Moskau.

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