Objekt des Monats September

„Dem unbekannten Deserteur“, 1988/2013

Zum Weltfriedenstag am 1. September

 Auf dem Gelände der Erlöser-Kirche Rummelsburg schmiedeten 1988 Wehrdienstverweigerer aus Ost und West in einer Performance das Denkmal „Dem unbekannten Deserteur“ aus Beton und Stahl, dem Material des industriellen Kriegs. Der aufgebogene Teil der Stahlschiene symbolisiert den Ausstieg aus dieser tödlichen Logik.

In manchen evangelischen Kirchen der DDR wurde schon 1982 damit begonnen, in den sonntäglichen Gottesdiensten der inhaftierten Wehrdienstverweigerer zu gedenken. Der letzte übergreifende Versuch der SED, alle Wehrdienstverweigerer zu disziplinieren, führte im Herbst 1985 zur Verhaftung von etwa 70 jungen Männern. Als darauf eine breite Solidarisierung im In- und Ausland einsetzte, wurden sie nach 6 Wochen wieder entlassen, wahrscheinlich auch, weil in Genf Abrüstungsverhandlungen begannen. Die DDR drohte als unglaubwürdig zu erscheinen.

Als Folge gründete sich 1986 der Freundeskreises Wehrdiensttotalverweigerer, der sich als regional gegliederte solidarische Notgemeinschaft verstand. Zugleich setzte er sich für eine Entmilitarisierung der Gesellschaft ein. 1989 verfügte das Netzwerk über 17 Gruppen und 24 Regionalvertreter.

Das Original wiegt rund 400 Kilogramm und befindet sich seit 2008 im Jugend[widerstands]museum Galiläakirche in der Rigaer Straße 9-10. Das Gewicht sollte mit Absicht so hoch sein, damit man das Denkmal nicht einfach so wegtransportieren konnte, wie es in einem anderen Fall durch die Volkspolizei geschehen ist. Es stand viele Jahre kaum beachtet im Heinrich-Grüber-Zentrum Hohenschönhausen. Unser Exponat ist ein Nachbau, von 2013 für die Ausstellung „Widerspenstig und widerständig. Jugendprotest in Lichtenberg 1960-1990“, die 2014/15 im Museum Lichtenberg gezeigt wurde. Es ist aus Schaumstoff und Holz und daher nur wenige Kilogramm leicht.

 

 

Foto: Museum Lichtenberg

 

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